Wenn man unterwegs ist...

Leider wird dieses Thema in vielen Krisenberatungsszenarien häufig übersehen. Dabei ist die Wahrscheinlichkeit durchaus hoch, dass man während eines Stromausfalls unterwegs ist oder arbeitet.

In einem solchen Fall sollten Sie so schnell wie möglich versuchen, von Ihrem aktuellen Aufenthaltsort, sei es die Arbeit oder ein anderer Ort, nach Hause zu gelangen. Fahren Sie jedoch mit grösster Vorsicht, da viele Menschen in dieser Situation die Verkehrsregeln möglicherweise ignorieren oder diese gar nicht mehr beachtet werden können (wegen Stromausfällen, die auch die Ampeln und Verkehrsschilder ausser Betrieb setzen).

Es empfiehlt sich, nach Möglichkeit alternative Routen über Nebenstrassen zu wählen. Gerade bei einem Blackout werden die Unfälle stark zunehmen, und auch Staus sind sehr wahrscheinlich, da viele Menschen versuchen, nach Hause zu kommen. Sie sind in dieser Situation nicht alleine. Je früher Sie die Lage erkennen und proaktiv handeln, desto mehr Zeit haben Sie, die für Ihre Sicherheit entscheidend sein kann. Haben Sie immer einen Plan B im Hinterkopf – wissen Sie genau, wie Sie schnell nach Hause kommen, und das nicht nur für sich selbst, sondern auch für Ihre Familie.

In einem solchen Fall ist es auch wichtig, sich nicht von anderen Menschen ablenken zu lassen. Das bedeutet jedoch nicht, dass Sie nicht helfen können, wenn es nötig ist. Achten Sie jedoch darauf, Ihre eigene Sicherheit und Ihr Wohl an erste Stelle zu setzen.

Erfahrungen zeigen, dass viele Menschen in einem Stromausfall zunächst in ihrer Firma bleiben, oft aus Unsicherheit oder dem Gefühl, dass das Problem nur vorübergehend ist. Sie denken, dass sie bald wieder nach Hause fahren können, doch das ist in den meisten Fällen ein Trugschluss.

Ein weiterer Faktor ist die Angst, durch eine vorzeitige Abreise Probleme am Arbeitsplatz zu verursachen. Einige Arbeitgeber könnten ihre Mitarbeiter bewusst zurückhalten, weil sie befürchten, dass ein sofortiges Verlassen der Firma einen Schaden verursachen könnte. Doch letztlich liegt es in Ihrer Verantwortung, wie Sie reagieren.

 

In einem solchen Fall empfehlen wir, dass Sie sich gut überlegen, warum es wichtig ist, schnell nach Hause zu kommen. Wenn notwendig, können auch überzeugende Gründe oder eine kleine Notlüge helfen, die Situation zu entschärfen. Wenn der Strom länger als 15 Minuten ausgefallen ist und dies auch andere Gebäude betrifft, sollten Sie definitiv handeln und nicht länger warten. Zögern Sie nicht und verlassen Sie den Arbeitsplatz, um Ihre Sicherheit zu gewährleisten.

 

Beispiel

Stellen Sie sich vor: Es ist ein regnerischer Tag, etwa

12:15 Uhr, und Sie sitzen in einem Restaurant, als plötzlich das Licht hinter der Theke ausgeht. Zunächst denken Sie sich nichts dabei, doch der Wirt informiert alle Gäste, dass er nicht mehr kochen kann, weil er keinen Strom hat. Ein wenig frustriert müssen Sie das Lokal hungrig verlassen. Doch als Sie auf die Strasse treten, merken Sie, dass die Situation sich rasch verschlechtert: Die Strassenbahnen stehen still, und die Ampeln funktionieren nicht mehr.

Erste Staus beginnen sich zu bilden. Menschen hupen, sind genervt und verstehen die Welt nicht mehr. Hunde bellen, und auch die Tiere wirken merkwürdig. Sie steigen in Ihr Auto und wollen losfahren, doch plötzlich blockieren mehrere Unfälle die Strassen. Es gibt keinen Weg, sich durch den Verkehr zu bewegen. Sogar der Linienbus steckt im Stau fest, und seine Fahrgäste steigen aus, völlig verärgert.

Am nahegelegenen Bahnhof ist es überfüllt, die Züge stehen still. Ein Passant, der ebenfalls völlig orientierungslos wirkt, fragt Sie, was los sei, aber Sie wissen es selbst nicht genau, haben jedoch eine Vermutung. Sie versuchen zu telefonieren, doch eine Computerstimme teilt Ihnen mit, dass das Netz gestört ist – und dann fällt die Leitung einfach aus. Ihre Unsicherheit wächst, und mit ihr steigt auch Ihre Anspannung. Ihr Körper fährt auf Hochtouren, Ihre Sinne schärfen sich, und alles um Sie herum wird laut und unübersichtlich.

In diesem Moment fragen Sie sich: Wie komme ich nach Hause zu meiner Familie, die etwa 30 Kilometer entfernt ist? Was ist mit meinen Kindern, die zur Schule im Nachbardorf sind? Eine Tochter ist 50 Kilometer entfernt in der Lehre. Was soll ich tun?

Der Weg zu Ihrem Wohnort führt nur über eine einzige Autobahn, umgeben von Hügeln, einem 1000 Meter hohen Berg und vielen Wäldern. Die Strassen sind blockiert. Welchen Weg würden Sie wählen?

 

Der Regen wird immer intensiver, und Sie beginnen zu frieren. Hunger und Durst machen sich bemerkbar. Als Sie an einer Tankstelle vorbeikommen, ist diese jedoch geschlossen. Auch alle anderen Läden sind zu. Die Menschen um Sie herum sind zunehmend aufgelöst, schreien und regen sich auf. Sie spüren die aufkommende Angst, die sich wie eine Welle durch die Strassen zieht. Was tun Sie in einem solchen Moment? Würden Sie abwarten, bis der Strom wieder da ist, oder würden Sie Ihr Auto stehen lassen und zu Fuss nach Hause gehen?

 

Ein realistisches Szenario, das jederzeit eintreten könnte. Häufig sind wir im Berufsleben unterwegs, weit entfernt von zu Hause, wenn der Strom ausfällt. In solchen Momenten muss man schnell und richtig handeln, um sich und seine Familie zu schützen.

Vorbereitung auf ein solches Szenario:

  • Bereiten Sie sich frühzeitig auf einen solchen Notfall vor. Besser jetzt als später! Wenn Sie rechtzeitig planen, können Sie im Ernstfall ruhig und besonnen handeln.

  • Legen Sie im Voraus einen Plan fest, wie Sie im Fall eines Stromausfalls ohne Auto oder öffentliche Verkehrsmittel nach Hause kommen. Besprechen Sie diesen Plan auch mit Ihrer Familie, damit alle wissen, was zu tun ist, falls der Blackout eintritt.

  • Erstellen Sie einen Fluchtrucksack für Ihr Auto, der ausreichend für mindestens 3 Tage Überleben bietet. Achten Sie darauf, dass er genug Essen, Wasser, ein kleines Zelt, eine Regenjacke, Sonnencreme, ein Hut und Pfefferspray enthält. Im Winter sollten Sie regelmässig kontrollieren, dass die Waren nicht einfrieren, und im Sommer darauf achten, dass verderbliche Lebensmittel nicht schlecht werden.

Notfallstrategie im Ernstfall:

  • Wenn der Strom ausfällt und Sie in dieser Situation sind, schalten Sie das Funkgerät in Ihrem Auto ein und versuchen Sie, Ihre Familie zu erreichen. Auch wenn das Funknetz überlastet sein könnte, versuchen Sie es immer wieder.

  • Verlassen Sie das Restaurant und das Auto, wenn es sicher steht, und sagen Sie dem Wirt, dass Sie es später abholen werden. Falls Sie noch einige Kilometer problemlos fahren können (auch auf Umwegen), nehmen Sie das Auto und fahren so weit wie möglich (auch Umwege). Danach lassen Sie das Auto stehen und gehen zu Fuss oder fahren mit einem Trottinett weiter.

  • Nehmen Sie den Notfallrucksack aus dem Kofferraum und suchen Sie sich den schnellsten Weg nach Hause, indem Sie Wanderkarten oder andere Navigationshilfen (wie Ihr Handy, falls es funktioniert) nutzen.

Im Rucksack sollten sich folgende Dinge befinden:

  • Ein stabiles Survival-Messer,

  • Eine Tarn-Pelerine,

  • Ein schwarzer Schirm (Knirps),

  • Mind. 3 Flaschen Wasser (1,5 Liter),

  • Notvorräte für 2–3 Tage,

  • Ihre wichtigsten Medikamente (z.B. für Herzkrankheiten),

  • Ein kleines Zelt,

  • Eine Notfalldecke,

  • Pfefferspray,

  • Ein paar Noten (z.B. 10- und 20-Franken-Scheine),

  • Ein Sonnenhut (Cap),

  • Ein CB-Funkgerät mit einer Reichweite von ca. 30 km,

  • Eine Strobo-Schock-LED-Taschenlampe mit Ersatzbatterien,

  • Ein Multifunktionswerkzeug,

  • Wanderkarten, die die besten Routen nach Hause zeigen.

  • Trinken Sie etwas Wasser und starten Sie dann mit dem Trottinett, um möglichst schnell voranzukommen. Achten Sie darauf, dass Sie immer Pfefferspray griffbereit haben, falls es zu einer Konfrontation kommt. Falls Sie überfallen werden, müssen Sie möglicherweise Ihr Trottinett zurücklassen und zu Fuss weitergehen.

  • Verlassen Sie die Stadt und nutzen Sie Nebenstrassen, um schnell aus dem städtischen Bereich herauszukommen. Wenn möglich, gehen oder fahren Sie durch Wälder und halten Sie regelmässig Pausen, um sich zu erholen. Im Wald können Sie auch eine Nacht im Zelt verbringen (oder im Notfall auf einem Hochsitz), um sich zu verstecken und auszuruhen.

  • Wenn Sie den Funkempfang auf einem Hügel verbessern können, versuchen Sie, Ihre Familie zu erreichen, um zu erfahren, ob sie sicher sind.

  • Bleiben Sie ruhig und gehen Sie im normalen Schritttempo, um nicht zu ermüden oder sich zu verletzen. Vermeiden Sie unnötige Eile, da Stürze oder Erschöpfung gefährlich sein können.

  • Verwenden Sie einen guten Stecken als Gehstock, der Ihnen auch als Schutz gegen gefährliche Tiere dienen kann. Achten Sie darauf, sich nicht selbst zu verletzen, wenn Sie den Stock als Waffe oder Schutz benutzen.

  • Wenn Sie auf Bauernhöfe stossen, fragen Sie, ob Sie Unterstützung erhalten können. Diese sind oft hilfreich, und es gibt mehr Schutz als im offenen Wald.

  • Seien Sie vorsichtig und aufmerksam. In Krisenzeiten sind Menschen leicht reizbar, und es besteht die Gefahr, dass Sie überfallen werden. Achten Sie darauf, niemandem zu vertrauen, der Ihnen suspekt erscheint.

  • Falls der Strom wieder zurückkehrt und Sie die Möglichkeit haben, mit anderen Menschen zu fahren, überlegen Sie gut, ob Sie einsteigen. Seien Sie vorsichtig und prüfen Sie, ob die Person vertrauenswürdig ist.

  • Sobald Sie sicher zu Hause angekommen sind, trinken Sie viel Wasser, essen Sie etwas und nehmen Sie Vitamine zu sich, um Ihre Kräfte wiederherzustellen. Machen Sie mit Ihrer Familie eine Bestandsaufnahme der Situation und überlegen Sie, ob weitere Massnahmen notwendig sind.

Indem Sie im Vorfeld einen Notfallplan entwickeln und sich auf solche Szenarien vorbereiten, erhöhen Sie Ihre Chancen, sicher nach Hause zu kommen und Ihre Familie zu schützen.